AK

AK Kritik des Antisemitismus

Der BDP hat nun einen bundesweiten Arbeitskreis gegen Antisemitismus! Der Arbeitskreis steht allen Interessierten aus dem BDP offen. Jede:r kann sich so einbringen, wie er oder sie Zeit und Energie hat. Wenn Ihr nicht so genau wisst, was denn Antisemitismus eigentlich ist, findet Ihr unten ein paar kurze Übersichten.

In dem AK soll Raum sein, die Themen rund um Antisemitismus und all seine Formen zu diskutieren, zu analysieren und um zusammen politisch aktiv zu werden. Wir wollen uns gemeinsam weiterbilden, uns mit Antisemitismus, seiner Geschichte und seinen Ursachen auseinandersetzen, das Engagement gegen Antisemitismus und Antizionismus auch auf Bundesebene stärker in den Fokus unseres Verbandes rücken und uns klar abgrenzen von Organisationen und Personen, die sich an antisemitischen und israelfeindlichen Veranstaltungen beteiligen.

Historische Bildung wollen wir verbinden mit politischer Bildung, wir wollen reflektieren, wo antisemitische Vorstellungen vorhanden sind, wie sie zu erkennen sind und wie sie entstehen und wirken und wir wollen zusammen Gedenkstätten, Workshops und Demos besuchen und organisieren. Jüdische Erfahrungen und jüdische Perspektiven auf Antisemitismus sollen in dem Arbeitskreis ernstgenommen werden.

Anlässe zur Gründung auf dem ZAT im März 2022 waren das hohe Gefahrenpotential und die weite Verbreitung des Antisemitismus in der Gesellschaft, die antisemitischen Wellen der letzten Jahre und der Wille, uns auch auf Bundesebene wieder stärker kritisch mit der deutschen Geschichte und den Katastrophen von Holocaust/Shoa und Nationalsozialismus sowie den gesellschaftlichen Ursachen von Antisemitismus auseinanderzusetzen.

Was ist eigentlich „Antisemitismus“?

Antisemitismus richtet sich in Form von Denkweisen und Handlungen gegen Jüdinnen und Juden. In seiner modernen Form entstand er im 19. Jahrhundert und war in Deutschland bereits vor der deutschen Staatsgründung 1871 eng mit dem deutschen Nationalismus verbunden. Antisemitismus ist eine völlig falsche Vorstellungen von Jüdinnen und Juden. Und Antisemitismus ist eine völlig falsche Vorstellung von der Welt. Für die Welt liefert der Antisemitismus falsche Erklärungen und falsche Orientierung. Diese Erklärungen sind gefährlich.

Antisemit:innen glauben an eine geheime Weltverschwörung und schreiben Jüdinnen und Juden eine geheime, unfassbare Macht zu, gegen die sich angeblich verteidigt werden müsste. Antisemit:innen sind der Meinung, dass Jüdinnen und Juden kein Teil der Gesellschaft sein dürfen. Antisemit:innen geben Jüdinnen und Juden oft die Schuld an allen Problemen der modernen Gesellschaft und am Kapitalismus. Und sie geben ihnen oft auch die Schuld an vielen eigenen Problemen. Für sie ist Antisemitismus auch eine Rechtfertigung zur Gewalt.

Die Nationalsozialisten, die zur sogenannten nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ gehörenden Deutschen und ihre Helferinnen und Helfer ermordeten im Holocaust (oft verwenden Jüdinnen und Juden den Begriff Shoa) sechs Millionen Jüdinnen und Juden. Das Ziel war die völlige Vernichtung – ein Verbrechen, dass es in dieser Form bisher kein zweites Mal gegeben hat. Bis heute ist Antisemitismus eine weltweite Bedrohung für Jüdinnen und Juden. Er geht von vielen Bewegungen und Gruppen aus, kann nationalistisch, rassistisch, christlich, islamistisch oder vermeintlich antikapitalistisch motiviert sein. Antisemitismus kann auch strukturell vorhanden sein. Das ist dann der Fall, wenn Antisemit:innen zwar nicht von Jüdinnen und Juden sprechen, aber sich in dem Antisemitismus ähnlichen Denkweisen und Erzählungen bewegen.

Insbesondere in Deutschland und Österreich gibt es seit dem Zweiten Weltkrieg auch einen shoa-bezogenen Antisemitismus. Dabei wird behauptet, die Shoah wäre nie passiert oder Jüdinnen und Juden hätten Vorteile wegen der Shoa oder es würde zu viel über die Shoa geredet werden.

Was ist eigentlich „Antizionismus“?

Antizionismus ist eine Form des Antisemitismus, die sich gegen den jüdischen Staat Israel richtet. Antizionismus wird auch als „israelbezogener Antisemitismus“ bezeichnet. Israel ist ein kleiner Staat am Mittelmeer, der drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1948 als jüdisch-nationale Heimstätte und als Schutzraum für alle von Antisemitismus bedrohten Menschen gegründet wurde. Israel wurde von Jüdinnen und Juden gegründet. Sie organisierten sich beispielsweise in der zionistischen Bewegung, um den Staat zu ermöglichen. Der Zionismus entstand als Reaktion auf die vielen Gefahren für Jüdinnen und Juden und als eine Form jüdischer Selbstbehauptung und Selbstbestimmung und ist im Kern eine emanzipatorische Bewegung. Israel ist der einzige Staat auf der Welt mit einer jüdischen Mehrheit. Seit der Gründung wurden Israel und die Menschen die dort leben immer wieder angegriffen und mussten sich verteidigen.

Israelbezogenen Antisemitismus erkennt Ihr daran, dass Israel das Existenzrecht abgesprochen wird, traditionelle antisemitische Vorstellungen auf Israel gerichtet werden, das Handeln Israels an anderen Standards gemessen wird als das Handeln anderer Staaten oder Israel und seine Institutionen dämonisiert, beispielweise als angeblich böse und grausam dargestellt, werden.

Was ist eigentlich „Antijudaismus“?

Antijudaismus ist eine religiös begründete Feindschaft gegenüber Jüdinnen und Juden. Sie ist eng mit dem Christentum und dessen Geschichte verbunden. Im Mittelalter gab es viel antijudaistische Gewalt gegen Jüdinnen und Juden. Und es gibt viele antijudaistische Legenden und Erzählungen, die das europäische Bild von Jüdinnen und Juden, die Politik und die Kultur über Jahrhunderte negativ prägten. Auch im Islam gibt es eine lange antijüdische Tradition. Der Antijudaismus gilt als eine Grundlage des modernen Antisemitismus.

Jüdische Selbstbehauptung

Es ist wichtig zu betonen, dass Jüdinnen und Juden nicht nur Betroffene und Verfolgte sind. Auch wenn der Schwerpunkt des Arbeitskreises die Kritik des Antisemitismus ist - Jüdisches Leben und jüdische Geschichte sind sehr viel vielfältiger!

Auch gegen Antisemitismus und Antijudaismus waren insbesondere Jüdinnen und Juden selbst immer aktiv. Moderne Beispiele hierfür sind der Zionismus oder der aktive Widerstand gegen Nationalsozialismus und Faschismus. Viele tausend Jüdinnen und Juden kämpften aktiv im Zweiten Weltkrieg gegen den Nationalsozialismus und seine Vernichtungsmaschinerie. Aktuelle Beispiele sind die vielen jüdischen Initiativen, Gemeinden und Einzelpersonen, die sich auf vielfältige Weise engagieren.