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Sexulaität, Konsens und Awareness im BDP

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Sexualität, Konsens und Awareness im BDP

Kein Platz für sexualisierte Übergriffe im BDP

 

Ist unsere Gesellschaft sexualisierter als sie es früher war? Bei einem Blick auf die Werbeplakate, Filme und Ausdrucksweisen die einem im Alltag so begegnen, wird auf jeden Fall deutlich, dass das Thema Sexualität sich durch zahlreiche Lebensbereiche zieht und eins sich diesem Thema kaum entziehen kann. Das gilt auch für Jugendliche und besonders Kinder, die krass früh mit diesen Bilden, Worten und Gesten in Kontakt kommen. Das ist insofern sehr problematisch, da es sich bei diesen Darstellungen überwiegend um einseitige (teils gewaltvolle) Machtdarstellungen, Schönheitsnormen, Heterosexualitat und die Verwertbarkeit von Körpern und Sex dreht. Es ist nicht für alle leicht zu lernen, dass Sexualität auch leicht, verspielt sein und fern von Rollenbildern und Unterdrückung stattfinden kann.

Wir leben jedoch auch in einer Gesellschaft, die es immer mehr gelernt hat über Sexualität zu sprechen und Worte zu finden, die früher tabu waren. Diese Entwicklungen begrüßen wir im BDP sehr! Dieses Sprechen über Sexualität macht es uns allen möglich, Wünsche aber auch Grenzen zu formulieren. Und es ermöglicht zu benennen, wenn eine andere Person die eigenen Grenzen überschritten hat.

Kinder- und Jugendverbände sind dazu verpflichtet, Schutzkonzepte für Kinder und Jugendliche zu entwickeln. Diese sollen zum einen der Prävention von sexualisierten Übergriffen von Außenstehenden, Mitarbeiter_innen, der Familie oder anderen Kinder und Jugendlichen dienen. Zum anderen sollen Jugendverbände handlungsfähig sein und daher eine Reaktionskette haben, falls ein Übergriff bekannt wird. Diese Vorgabe wird heute von den meisten Kinder- und Jugendverbänden erfüllt. Die meisten Projekte haben spezielle Hausordnungen, verlangen polizeiliche Führungszeugnisse oder haben andere Strategien, um Täter_innen den Zugang zu ihren Räumen zu erschweren. Viele Hauptamtliche besuchen Schulungen, um Anzeichen von Misshandlungen zu erkennen und auf den zahlreichen JuLeiCa-Schulungen findet das Thema breiten Raum. Auch gesellschaftlich und medial wird sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche hochgradig problematisiert.

Dennoch stagnieren die Zahlen von zur Anzeige gebrachten Fällen seit 2009 etwa bei jährlich 14.000 sogenannten Missbrauchs-Fällen allein bei Kindern. Das sind 40 Übergriffe pro Tag, und hier sind Jugendliche noch nicht eingerechnet und auch die aller Wahrscheinlichkeit nach sehr hohe Dunkelziffer müsste addiert werden.

Der BDP setzt sich auf lokaler wie auf Bundesebene, bei der Vernetzung der BDP-Bildungsreferent_innen und Hauptamtlichen sowie im von Jugendlichen gestalteten Arbeitskreis Gender*Queer konzentriert mit dem Thema auseinander. Wir stellten uns die Fragen

  • „Was können wir tun, angesichts dieser Zahlen und der hohen Wahrscheinlichkeit, dass auch bei uns im Verband Kinder und Jugendliche aktiv sind, die sich – ohne dass wir das unbedingt mitbekommen können – gegen sexualisierte Gewalt wehren müssen?“ und
  • „Wie können wir unsere BDPler_innen und ihre Freund_innen, ob groß oder klein, bestärken sich auch außerhalb unserer BDP-Räume selbstsicher zu bewegen, nein zu sagen und Worte zu finden?“

Der Weg, den wir sehen und den wir eingeschlagen haben, ist eine im Alltag konsequente Thematisierung von Sexualität, von schöner aber auch von gewaltvoller, und das Erlernen der Konzepte von Konsens und Awarness.

Kinder und Jugendliche sind heute sobald sie das WLAN anschalten oder die Wohnung verlassen so oder so damit konfrontiert – darauf haben wir als Jugendverband leider nur begrenzten Einfluss. Wir können jedoch unsere eigenen Inhalte setzen. Wir sind der Überzeugung, dass nichts so wirkungsvoll gegen sexualisierte Übergriffe sein kann, wie eine Kultur des offenen Sprechens der Kinder und Jugendlichen untereinander, als auch mit den Hauptamtlichen über Gefühle, Neugier und Ängste. Neben Sprechen fördern wir eine Kultur des Hinhörens, um zu erkennen wo Grenzen überschritten wurden und wo diese Grenzen überhaupt liegen: Denn der BDP bietet nicht nur keinen Platz für Täter_innen, uns ist es auch wichtig, dass niemand aus den eigenen Reihen zur Täter_in wird, weil er_sie nicht gelernt hat Grenzen anderer (anzu)erkennen.

 

Was wir konkret tun:

 

  • Seit 2019 beschäftigt sich das Vernetzungstreffen Politische Bildung verstärkt mit dem Thema Prävention sexualisierter Gewalt. Bei der BDV 2019 wurde ein erstes bundesweites Präventionskonzept verabschiedet und der Präventionsausschuss ins Leben gerufen. Dieser hat die Aufgabe, weiter am Präventionskonzept zu arbeiten und Materialien für die Umsetzung des Konzepts zu erstellen.

  • Unsere Gliederungen und Projekte haben jeweils eigene Schutzkonzepte und Kindeswohlbeauftrage

  • Der AK Gender*Queer hat auf der Bundesdelegiertenversammlung 2016 einen Antrag zur stärkeren Thematisierung von (queerer) Sexualität, Konsens und Awareness im Verband eingebracht, welcher mit großer Mehrheit beschlossen wurde.

  • Teil dieses Antrags war die Erstellung eines Plakates, welches das Zustimmungskonzept in verschiedenen Beziehungsformen erklärt. Dieses Plakat wurde von Jugendlichen aus dem AK Gender*Queer erarbeitet und kann bei der Bundeszentrale bestellt werden.

  • Auf BDP-Veranstaltungen, wie Camps oder Seminaren, wird Sexualität thematisiert. Alle Beteiligten lernen somit offener über Sexualität zu sprechen und zu artikulieren was eins gut findet oder eben nicht gut findet.

  • Auf BDP-Veranstaltungen wird die Vielfalt von sexuellen Orientierungen und Geschlechterkonzepten thematisiert. Hiermit wird dem gesellschaftlichen Bild dessen, was „normal“ und „unnormal“ sei entgegengewirkt.

  • Auf BDP-Veranstaltungen, wie Camps oder Seminaren, gibt es die Safer Sex Box: eine kleine Box mit Verhütungsmitteln für verschiedene sexuelle Orientierungen, zusammen mit Informationsmaterial zu Safer Sex und Konsens bei sexuellen Begegnungen. Die Box kann wie eine Vesperbox auf BDP-Veranstaltungen, Wochenendfahren und Camps mit Jugendlichen einfach eingepackt und mitgenommen werden. Sie dient freilich nicht der Aufforderung zu sexuellen Handlungen, doch soll – wer sich näher kommt – gut aufeinander aufpassen.

    In der Box finden sich u.a. die beiden Broschüren, die auch online bestellbar oder zugänglich sind - siehe rechte Spatle.

  • Sowohl mit interessierten Jugendliche aus AKs und bei JuLeiCa Schulungen, als auch unsere Hauptamtlichen setzen sich auf interenen Fortbildungen mit dem Thema Sexualität, Konsens und Awareness auseinander.

  • Wir arbeiten daran auf unseren Veranstaltungen zur Prävention sexualisierter Gewalt über die üblichen Schutzkonzepte hinaus Awareness-Komm Strukturen aufzubauen. Hierbei gibt es ein kleines Team auf den Camps, die sich noch einmal verstärkt mit dem Thema (sexualisierte) Übergriffe auseinandersetzen und für Teilnehmende ansprechbar sind, wenn es zu unangenehmen Situationen kommt. Mit interen Fortbildungen entwickelt sich gerade ein Pool an Leuten, die dieses Wissen in Form von Workshops auch weitergeben können.