Warum Genderqueer
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Diese Frage stellt sich auch der BDP Arbeitskreis Genderqueer
Im Mai traf sich eine Gruppe BDPler_innen in Berlin zum AK Genderqueer. Alle kamen mit dem sicheren Gefühl, dass queere Arbeit in den Verband gehört, diskutierten aber das erste Mal über die konkreten Anknüpfungspunkte und die Ziele eines solchen Arbeitskreises.
Um zu verstehen, was genderqueer mit dem BDP zu tun hat, lohnt ein Blick in die Vergangenheit. Die Auseinandersetzung des BDP mit Geschlechterfragen beginnt 1967, als sich der damalige reine Jungenverband für die Arbeit mit Jungen und Mädchen entscheidet; er soll damit den eigenen erzieherischen Aufgaben im Sinne einer allgemeinen Teilhabe an gesellschaftlichen Prozessen nachkommen. In den 1970er Jahren bedeutet das vor allem gemischte Gruppen, aber auch Sensibilität für Rollenbilder und deren Hinterfragung. Es gibt außerdem konkrete feministische Kampagnenarbeit und Sexualpädagogik wird zum Thema auf Zeltlagern. 1975 ist das erste Mal eine Frau im Bundesvorstand des BDP.
In den 1980er Jahren konsolidiert sich die Mädchen*arbeit im BDP als eigener Schwerpunkt. Es ist die Zeit, in der reine Mädchen*gruppen, sowie der Mädchentreff am Felsberg und der Mädchenladen Spandau entstehen. Die kontinuierliche Frauen*- und Mädchen*arbeit führt dazu, dass sich der BDP auf der Bundesdelegiertenversammlung 1988 in Bund Deutscher PfadfinderInnen umbenennt.
Es folgen innerverbandliche Diskussionen um Frauen*auszeiten, Kampagnen, Beauftragte für Gender-Mainstreaming auf Bundescamps, einen Fachausschuss Frauen und Mädchen; Gender ist als Schwerpunktthema im BDP angekommen. Von 1990 bis 1992 gibt es einen rein weiblichen* Bundesvorstand, 2003 wird dessen geschlechtergerechte Besetzung in die Satzung aufgenommen.
Die Frage „Warum genderqueer?“ lässt sich daher ganz einfach beantworten: Weil es die logische Fortführung der Auseinandersetzung des BDP mit gesellschaftlichen Prozessen ist. Genderqueer ist dabei selbst nicht die Antwort, sondern stellt weitere Fragen: Worüber definiert sich Geschlecht? Welche Normen bestimmen die Entwicklung der sexuellen Identität von Kindern und Jugendlichen? Wie beeinflussen Machtmechanismen das Leben von jungen Menschen, die von den etablierten Normen abweichen? Wie können im Jugendverband sichere Räume für diese Menschen geschaffen werden? Wie überschneiden sich Themenfelder, beispielsweise mit der interkulturellen Arbeit? Wie kann sich ein Jugendverband im Spannungsfeld von Theorie, Lebensrealität und Aktivismus bewegen?
All diese Fragen und viele mehr können Thema des Arbeitskreises sein. Durch sie inspiriert könnte der AK Aus- oder Fortbildungen für Multiplikator_innen organisieren oder Leitfäden für Freizeiten oder Jugendzentren erstellen, es könnten Spiele- und Methodensammlungen sowie Literaturlisten entstehen, in Kooperation mit Landesverbänden könnten Juleica-Module konzipiert oder angepasst werden. Toll wäre, wenn sich mehr Menschen im BDP finden, die vielleicht schon Geschlechterarbeit machen oder sich dafür interessieren, damit auf verschiedene Bedürfnisse der Untergliederungen eingegangen werden kann.
Klar bleibt bei all dem: Die kritische Auseinandersetzung mit Geschlecht und allem was genderqueer ist – also von den Normen abweicht – ist nicht abgehoben oder neu, sondern genau unser Thema!
PS: Alle Interessierten können sich auf der Mailingliste genderqueer [at] bdp.org (genderqueer[at]bdp[dot]org) eintragen.
laura.selle [at] bdp.org (Laura Selle)
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Grafik: Atelier Hurra