Rechtsextremismus bekämpfen! Möglichkeiten einer antifaschistischen Jugendarbeit
Hetze im Netz, menschenverachtende Schmierereien, Naziaufmärsche und Gewalttaten gegenüber Menschen, die nicht ihrem Weltbild entsprechen. Rechte Ideologien und Strukturen sind im Aufmarsch, doch wie funktioniert ihr Netzwerk und was sind ihre Taktiken? Und was können wir dagegen tun?
Nazis heute
Das Bild von gewaltbereiten Nazis mit Glatze und Springerstiefeln sieht man kaum noch in irgendwelchen Schlagzeilen. Stattdessen zeigen sich junge, freundlich und offen wirkende Personen in der Öffentlichkeit. Das Bild, welches sie zu vermitteln versuchen, ist ein trügerisches, denn im Hintergrund stehen diesselben rassistischen Personen und Inhalte wie früher.
Das Netzwerk der Rechten geht von Parteien wie der AfD und Gruppierungen wie der Identitären Bewegung (IB) oder Burschenschaften bis hin zu Zeitschriften, in denen rechtspopulistische Texte und Ansichten veröffentlicht werden. Sie versuchen mit allen Mitteln, einen völkisch-nationalen Umsturz der bestehenden Verhältnisse herbeizuführen. Dabei knüpfen sie an vorhandene rassistische Ressentiments an und manipulieren mit verschleierten Aussagen und Falschmeldungen. Bei genauerem Hinsehen erschließt sich dennoch der rassistische, sexistische und nationalistische Kern ihrer Behauptungen.
Als parlamentarischer Arm der Bewegung steht die AfD im Mittelpunkt. Sie gibt sich selbst als ‚bürgerliche‘ Partei, ist aber eindeutig nationalistisch und wird auch gerade wegen dieser Inhalte gewählt. Um sie herum gibt es aber noch viele weitere Kräfte, die aktiv an einer Änderung der herrschenden Verhältnisse arbeiten. Die IB inszeniert sich als eine starke und ‚moderne‘ Jugendbewegung. Dabei übernehmen sie ihre Taktiken von linken Gruppierungen. In Burschenschaften herrschen patriarchale Bedingungen und auch wenn sie eher unter sich bleiben, dienen sie doch als Sprungbrett und Rekrutierungsplattform einer elitären Rechten. Allgemein gibt es zwischen den verschiedenen Auswüchsen der Bewegung große personelle Überschneidungen. Das zeigt, wie gefährlich die AfD ist, die rechtsstaatlich geschützt und finanziert durch Steuergelder ihre Ziele vorantreiben und rassistische Stimmungsmache betreiben kann.
Antifaschistische Arbeit
Was können wir als Menschen, die für die allgemeine Umsetzung der Menschenrechte und ein friedliches Zusammenleben Aller kämpfen, dagegen tun?
Am wichtigsten ist es, Rechte als das zu entlarven, was sie sind: antihumanistische Arschlöcher, die versuchen, die Menschen entlang ihres rassistischen Weltbildes gegeneinander aufzuhetzen. Dabei geht es ihnen darum, ihre eigene Macht und ihren Handlungsspielraum auszubauen. Wir müssen uns also genauestens mit den Strukturen und Inhalte der „neuen“ Rechten beschäftigen und diese dann mit verschiedensten Mitteln an die Menschen bringen, damit sie die Hintergründe verstehen und sich nicht mehr durch Rassismus im Deckmantel der freien Meinungsäußerung beeinflussen lassen.
Denn: Rassismus ist keine Meinung! Und auf komplexe Situationen und Probleme lässt sich nicht mit vermeintlich einfachen, jedoch lediglich rassistischen Parolen antworten. Diesen Vereinfachungen sollte gerade in der politischen (Jugend-)Bildung mit Gegenmaßnahmen und kritischen, öffentlichen Erläuterungen möglichst breit begegnet werden. So können auch Menschen erreicht werden, die sich in ihrem Alltag wenig mit Phänomenen wie z.B. strukturellem sowie alltäglichem Rassismus beschäftigen und die Strategien der Rechten daher nicht sofort erkennen.
Wir müssen wieder anfangen, mit Menschen in den Dialog zu treten, die progressiv-emanzipatorischen Ansichten nicht gerade positiv gegenüber gestimmt sind und (radikale) Linke nur als autonomen, schwarzen Block wahrnehmen. Leider gibt es in der Gesellschaft im Moment keine breite Zustimmung für Protest gegen derzeitig stattfindende Prozesse wie den Rechtsruck, obwohl dieser Protest und Widerstand bitter notwendig ist. Deshalb ist ein inhaltlicher Austausch zur Verringerung der Abwehr wichtig. Denn wir sind überzeugt: es ist richtig und wichtig, menschenrechtliche Vorgaben eines respektierenden Umgangs mit allen Menschen radikal zu fordern.
Maßnahmen
Wir als antifaschistischer Jugendverband haben die Möglichkeit und den Willen, verschiedene Maßnahmen zur Unterstützung dieser Forderung zu ergreifen. Wir können beispielsweise Infoveranstaltungen anbieten oder Workshops zu dem Thema halten. Es ist sicher sinnvoll, diese auch in Schulen durchzuführen, um Schüler*innen zu erreichen, die sich außerhalb der Schule nicht damit beschäftigen (können).
Auch können wir Bildungsreisen zu verschiedensten Gedenkstätten des Holocausts anbieten und ausbauen, wie im letzten Jahr nach Lublin (Polen) oder dieses Jahr geplant nach Reggio Emilia (Italien), Buchenwald und Ravensbrück. Außerdem sollten wir unsere schon vorhandene Infrastruktur für Menschen öffnen, die aktiv werden wollen.
Außerdem wollen wir unsere Räume so gestalten, dass sich auch Schwarze Menschen, People of Color sowie Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte wohl und ernst genommen fühlen. Dies ist sehr wichtig, um gemeinsam gegen Rassismus vorzugehen, voneinander zu lernen und uns gegenseitig zu unterstützen.
Wir müssen noch deutlicher unsere Haltung zeigen und für eine bessere Welt kämpfen, raus auf die Straße gehen, mit Menschen sprechen.
Denn alle Menschen – unabhängig der Herkunft, Aussehen, sexuellen Orientierung, Geschlecht, Alter, etc. – haben es verdient, in einer für alle lebenswerten Welt zu leben!
Hoch die internationale Solidarität!
Von Jan