Digital Autonomie

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Das Jahr 2015, das Jahr Zwei nach Snowden und NSA Untersuchungsausschuss. Immer prominentere Hacks und Sicherheitslücken bestimmen die Nachrichten. Das Internet. Gerade einmal 20 Jahre alt, bestimmt unser Leben.

Geboren in den 1960iger Jahren fand das Internet erst in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts eine breite Verwendung – eine Zeit, in der Mobiltelefone noch eine Seltenheit und Internetanschlüsse eine Besonderheit waren. Google zum Beispiel erblickte die Welt erst 1996, von Facebook war noch keine Spur und Twitter noch nicht gedacht. Das Internet ist jung, sehr jung im Verhältnis zur Evolution des Menschen.

Was heute selbstverständlich alle Lebenswelten durchzieht, war vor 20 Jahren noch ein Experiment. Seitdem hat sich viel getan: Smartphones, immer leistungsfähigere Laptops und PCs, Breitbandinternet in jedem Haushalt, sowie drahtloses Internet immer und überall. Information war nie so allumfassend, so ultimativ verfügbar wie sie es heute ist und noch werden wird.

Wer hat sich nicht an die Verfügbarkeit von Informationen gewöhnt, ohne sie zu hinterfragen. Das Internet ist zu einer Erweiterung des Selbst geworden, was so gleichmütig hingenommen wird wie ein Arm. Es verknüpft und bereichert alle Lebensbereiche. Aber eben nicht nur das. Die Hinnahme führt zu Ignoranz gegenüber den möglichen Fallstricken, die im Verborgenen lauern.

Wo diese Fallstricke lauern ist oberflächlich nicht einfach zu erkennen, da sie sich meist hinter vermeintlicher Nützlichkeit verstecken. Gleichzeitig findet sich ein gewaltiges Missbrauchspotential beginnend bei Manipulation des Kaufverhaltens oder von Kommunikationsabläufen aber auch Mobbing, Kreditkartenbetrug oder Identitiätsdiebstahl.

Sucht man Beispiele für diesen Missbrauch, finden sie sich schnell schon unter den populärsten Diensten, die durch den Kauf weiterer Dienste ihre Monopolstellungen ausbauen. So sicherte sich Facebook eine der am schnellsten wachsenden Apps Whatsapp und der populärste Dienstanbieter Google schon vor Jahren Youtube, welches sich auf Platz drei der populärsten Webdienste findet. Sieh dir das Ranking hier und hier an

Mehr als nur Kommunikation

Was diesen Diensten gemeinsam ist: Sie stellen Formen der Kommunikation per Text, Bild oder Video zur Verfügung. Kommunikation scheint die einzige Funktion. Wenn man allerdings beginnt, sich mit den Allgemeinen Geschäftsbedigungen der Dienste auseinanderzusetzen, wird schnell klar, was für die meisten der aufgezählten Dienste gilt: Sie müssen sich finanzieren. Dies tun sie zu großen Teilen über Werbung, da ihre Dienste kostenfrei sind. Um diese Form der Finanzierung zu verwirklichen, werten sie Daten der User (engl. Benutzende) aus und geben sie zum Teil an Dritte weiter, die sie wiederum nutzen, um zielgruppengenau ihre Produkte an die jeweiligen User zu bringen. Blickt man etwas tiefer und begibt sich auf die Suche nach den Möglichkeiten, die den Diensten dabei zur Verfügung stehen, zeigt sich schnell das Bild eines vollkommen gläsernen Menschen.

So fordert z.B. Facebook bei der Installation unter dem Betriebssystem Android Zugriff auf SMS, Kontaktlisten und Terminkalender, sowie GPS-Daten des Geräts zur Standortbestimmung. Mehr dazu findest du hier. Nach der Installation geht die Sammlung weiter: Jeder so genannte Like, jeder Kommentar, jede Information im Profil, jeder Link auf einem Foto, jedes Bild, jede Nachricht im Chat oder auf der Pinnwand wird gespeichert und automatisch analysiert. Damit nicht genug, jeder Like-Button auf einer Website, die nicht zu Facebook gehört, sendet private Informationen an Facebook zurück – egal ob man einen Account hat oder auf den Button klickt. Eine Einwilligung wird nicht eingeholt. Seit 2014 gehört die Messenger App Whatsapp zu Facebook. Damit ist es dem Unternehmen potentiell möglich, noch detaillierter Freundschaftsnetzwerke und deren Kommunikation zu erfassen und auszuwerten.

Google ist in unsere tägliche Nutzung noch tiefer integriert als Facebook. Während Facebook auf seine Plattform, Apps, Dienste und Buttons zurückgreifen muss, ist Google in der Lage, durch reine Analyse der Suchanfragen ganze Gedankenabläufe zu rekonstruieren. Google ist nicht nur eine Suchmaschine. Unter den Angeboten finden sich Googlemail, Google+, Googlehangout, Googledrive, Android als Betriebsystem auf Smartphones und viele mehr. Ein Produktpool aus dem sich ein wahres Universum an Daten abgreifen, analysieren und für Werbezwecke nutzbar machen lässt – und genau das tut Google. Jeder einzelne Dienst von Google wird dazu verwendet, Daten in einem internen Userprofil zu speichern, um individuelle Werbung erfolgreich zu platzieren.

Auch Apple steht im Hinblick auf den Umfang erhobener Daten den oben genannten Diensten in nichts nach. Die Erfassung der Benutzer_innen geht in Teilen sogar noch tiefer. Hintergrundinfos dazu findest du in hier.

Warum ist all das problematisch?

Erstens lassen sich durch die gesammelten Daten Persönlichkeitsprofile erstellen. Darunter fallen zum Beispiel Dinge wie politische und sexuelle Orientierung, beliebte Orte, Konsumvorlieben und so weiter. Einige Eigenschaften können, wenn sie in die falschen Hände geraten, zum Nachteil der Benutzer_innen verwendet werden – sei es durch autoritäre politische Systeme oder böswillige Individuen.

Zweitens werden all diese Daten auf Computern gespeichert. Wie die letzten Jahre gezeigt haben, ist kein Computersystem wirklich und endgültig sicher, so können die Daten, die man lieber unter Verschluss gesehen hätte, an die Öffentlichkeit gebracht werden; wie es im Falle von Snapchat geschehen ist. Mehr dazu findest du hier. Gestohlene Daten können aber auch für Erpressung oder Identitätsdiebstahl verwendet werden.

Drittens verschaffen sich immer wieder regierungsnahe Geheimdienste wie die NSA (National Security Agency, amerikanischer Geheimdienst), GCHQ (Government Communications Headquarters, englicher Geheimdienst) oder der BND (Bundesnachrichtendienst, deutscher Geheimdienst) Zugriff zu den Systemen oder nutzen die Dienste um ihre Benutzer_innen auszuspähen. Hier besteht die Gefahr der dauerhaften Speicherung, Verarbeitung und Verknüpfung der Daten mit bestimmten Personen. Denn was heute in einem politischen System kein Problem darstellt, kann bei einer Veränderung der politischen Lage in Zukunft schnell zu einem erheblichen Problem für das Wohl einer Person werden (siehe online mehr über Ägypten 2014)

Nicht zuletzt lassen sich Dienste wie Facebook auch leicht von Einzelpersonen missbrauchen. So ist Stalking und Mobbing heute keine Seltenheit mehr. Auch die Zahl derer, die ihren Arbeitsplatz aufgrund von Posts auf Facebook verloren haben oder eine Stelle nicht bekommen haben, steigt stetig.

Das Internet ist ein offener, nicht ungefährlicher Raum, in dem man sich bewusst darüber sein sollte, welche Spuren man in den Diensten hinterlässt und wie man sie soweit wie möglich reduzieren kann. Wer unbedarft und ohne Hintergundwissen schlicht User ist, setzt sich dauerhaft Gefahren aus, die das Potential haben, das eigene Leben nachhaltig zu beeinflussen. Es gilt auch hier ein Zitat von Brecht:

Wer seine Unterschrift nicht gegeben hat, wer kein Bild hinterließ

Wer nicht dabei war, wer nichts gesagt hat

Wie soll der zu fassen sein!

Verwisch die Spuren!

 

Wem das Zitat ein zu hoch gestecktes Ziel ist, dem seien die folgenden Alternativen ans Herz gelegt:

Alternative:

google: duckduckgo https://duckduckgo.com/

facebook: diaspora https://diasporafoundation.org/

whatsapp: threema https://threema.ch/

telegram https://telegram.org/

smartphones: ubuntuphone http://www.ubuntu.com/phone

firefoxphone https://www.mozilla.org/de/firefox/os/devices/

jolla https://jolla.com/

blackphone https://blackphone.ch/

windows/osx: ubuntu http://www.ubuntu.com

mint http://linuxmint.com

plugins: noscript https://noscript.net/

weitere: https://prism-break.org/de/

 

von Klaus