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Praxis einer Utopie- Im Gespräch mit Nora

Praxis einer Utopie.

Im Gespräch mit Nora vom Jugendhaus am Hulsberg

 

Hallo Nora, wer bist du?

Ich identifiziere mich über das, was ich mache und darüber, welche Utopien ich in mir trage. Ich sehe mich als offene, selbstkritische und undogmatische queerfeministische Person mit viel Tatendrang. Ich bewege mich gern in Räumen mit flachen Hierarchien und emanzipatorischem Anspruch. Selbstorganisation und DIY (do it yourself) sind mir wichtig. Ich habe das Glück in so einem Raum, dem BDP Haus am Hulsberg in Bremen, auch zu arbeiten.

Was hat dich dazu bewegt, "angewandte Sexualwissenschaften" zu studieren?

Davor habe ich Kunsttherapie und Kunstpädagogik studiert. An dem Masterstudiengang reizte mich das Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Praxis. Ich befasse mich schon lange mit der Konstruktion und Dekonstruktion der Kategorie Geschlecht und mit der Sexualkultur im deutschsprachigen Raum – ich finde das unglaublich interessant. In diesem politisch umkämpften Bereich (Sexualpädagogik/Sexualkultur/Patriarchale Strukturen) möchte ich mit emanzipatorischen Perspektiven mitwirken.

Was hat dich dazu bewegt, dich beim BDP Bremen zu bewerben?

Die Bewerbung beim BDP lag auf der Hand. Die Strukturen des BDP waren mir vorher schon bekannt. Das Haus am Hulsberg bespielte ich selbst als Nutzer*in. Meine inhaltlichen Schwerpunkte neben der Sexualpädagogik sind antifaschistische Bildungsarbeit, Erinnerungsarbeit und rassismussensible Bildungsarbeit und decken sich mit dem Leitbild des BDP. Das passte auf jeden Fall wie Arsch auf Eimer.

Was sind deine Aufgaben im BDP Haus am Hulsberg?

Ich bin hauptsächlich für das Projektmanagement verantwortlich. Seien es Projekte, die hier vom Haus ausgehen, wie Bildungsreisen, Jugendbegegnungen oder Gedenkfahrten oder sei es die Unterstützung von Ehrenamtlichen. Organisatorisches steht immer an. Infoveranstaltungen, Sport, Fahrradwerkstatt, Siebdruck, Proberaum, Seminare, Partys und Vieles mehr. Das meiste läuft zum Glück selbstorganisiert. Trotzdem braucht es oft Unterstützung aus dem Büro.

Was wünschst du dir für die Zukunft des BDP? Was wünschst du dir für die Zukunft der Welt?

Ich hoffe, dass der BDP bundesweit noch lange seine Arbeit machen kann – dass die Strukturen ausreichend finanziert werden und keine Projekte dem Rechtsruck zum Opfer fallen. Das ist jetzt natürlich sehr verkürzt ausgedrückt, aber manchmal holt mich schon eine Art Angst ein – eine Angst, dass die Rechten (wieder) Einfluss auf gesellschaftliche Strukturen und auch auf den BDP haben werden. In diesem Sinne wünsche ich der Welt, pathetisch gesprochen: Nie wieder Faschismus! Freiheit und Selbstbestimmung für ALLE!

Welche Projekte hast du zukünftig geplant?

Die Zusammenarbeit mit anderen Landesverbänden liegt mir am Herzen. Ich hoffe, dass wir mit unserer Arbeit, mit unseren Reisen, Begegnungen und mit dem Blick in die Vergangenheit eine kritische Haltung im Jetzt fördern können. Hoffentlich werde ich noch mit vielen weiteren Menschen tolle Projekte auf die Beine stellen können. Nur in der Begegnung mit Anderen können wir uns selbst erfahren und nur gemeinsam mit Vielen können wir etwas schaffen.

Von Tabea