Kürzungen - Die Jugendarbeit frisst dem Staat alle Haare vom Kopf

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Kinder sind unsere Zukunft, Kürzungen auch?

Ihr kennt das alle: Das Budget ist klein. „Kein neuer Kicker möglich“, „das Essen ist wieder sparsam lecker“, „für einen Ausflug haben wir nicht genug Kohle“, „leider können wir uns das nicht leisten“- die Portemonnaies der Jugendarbeit sind knapp bemessen. Jetzt laufen sie aber mehr und mehr Gefahr, ganz leer zu bleiben. Dann geht gar nichts mehr, dann bleibt das zweite zu Hause ganz geschlossen.

Was ihr dann machen könnt? Die Bushaltestellen und Spielplätze zurückerobern oder in verqualmten Zimmern mit Konsole und Sofas entspannen, den ganzen Tag in der (Ganztags-) Schule rumhängen und neue Freunde am Kiosk, dem Späti und der Trinkhalle finden...

Oder ihr tut eben doch etwas dagegen: In vielen Städten haben sich Initiativen gegründet, die gegen Kürzungen in der Kinder- und Jugendarbeit mobilisieren. Unter Mottos wie 'Keine Kürzungen für Kurze', 'Jugend verschwindet' und 'Viel Schaden – wenig Wirkung!“ versuchen Jugendliche, Jugendarbeiter_innen, Sozialpädagog_innen und Erzieher_innen die Jugendarbeit in ihren Kommunen zu retten.

In Bremen sind derzeit gleich zwei Einrichtungen des BDPs von Kürzungen bedroht: Das Mädchenkulturhaus und das Jugendhaus am Hulsberg. Aus diesem Grund engagieren sich die dort arbeitenden Mitarbeiter_innen jetzt in einem Jugendbündnis. Seit 10 Jahren steht den Trägern in Bremen immer weniger Geld zur Verfügung. „Gleichzeitig haben wir, wie jeder andere Haushalt auch steigende Kosten“, sagt Maren vom Mädchenkulturhaus des BDP. Für die Planung und Durchführung von Aktionen für das Bündnis, gibt es eigentlich gar keine Arbeitszeit, doch es ist der einzige Weg, der derzeit logisch erscheint.

Dürfen bald die Alten kickern und die Jugendlichen nicht mehr? Immer wieder werden die Zuschüsse abhängig von der Zahl der Jugendlichen, die in der jeweiligen Kommune gemeldet sind, berechnet. Und aufgrund des demografischen Wandels ist wohl damit zu rechnen, dass der Staat weiter kürzen wird. So hat zum Beispiel Mecklenburg Vorpommern wegen der sinkenden Zahl Jugendlicher dieses Jahr einfach mal 85 000€ weniger für die Jugendverbände zur Verfügung gestellt.

Oder doch einfach die Jugendarbeit abschaffen? Die BDP-Gruppe in Groß-Umstadt, Hessen hat ein kompletter Kahlschlag getroffen: Sämtliche Mittel zur Förderung von Jugendverbänden sind dort einfach gestrichen worden. Grund hierfür seien die Wirtschaftskrise und die leeren Kassen. Die Sportvereine und die Feuerwehr werden weiter gefördert (da sind Herr und Frau Politiker_in wahrscheinlich selbst noch Mitglied). Die sozialkritische BDP- Gruppe darf jetzt zur Aufbesserung der Dorf-Kasse auf ihr Geld verzichten und weiß nicht mehr, wie sie Grundstrukturen finanzieren sollen.

Die Diskussion um Kürzungen in der Jugendarbeit scheint immer auch eine Frage der Wertschätzung der Arbeit zu sein. Und eine Frage von Prioritäten. Wenn Kinder und Jugendliche unsere Zukunft sind, wie ja so gerne proklamiert wird, dann wäre es schon logischer in sie zu investieren, statt an ihnen zu sparen. 

 

Grafik: Atelier Hurra