"Fridays for Future"- Demonstrationszug durch Groß- Umstadt

 

 

Zum ersten Mal gibt es einen "Fridays for Future"- Demonstrationszug durch Groß- Umstadt vom Max- Planck- Gymnasium aus.

Foto: Guido Schiek

 

Erste Fridays for Future-Demo in Groß-Umstadt

Von Ursula Friedrich

Erschienen am 25.05.2019 im "Darmstädter Echo"

Rund 300 Schüler haben sich an der ersten Klimaschutz-Demonstration in Groß-Umstadt beteiligt. Es soll nicht die letzte gewesen sein.

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GROß-UMSTADT - Am 20. August 2018 protestierte die schwedische Schülerin Greta Thunberg erstmals für den Klimaschutz. Die zur weltweiten Protestwelle junger Menschen angewachsene Bewegung „Fridays for Future“ ist nun in Groß-Umstadt angekommen: Am Freitag setzten insbesondere Schüler des Max-Planck-Gymansiums (MPG) mit ihrem Klimastreik ein Zeichen. Rund 300 Schüler beteiligten sich.

„Muss nur noch schnell die Welt retten...“ dröhnt es gegen 9 Uhr aus den Lautsprechern auf dem Marktplatz. Der Popsong von Tim Bendzko ist Programm. Etwa 150 Schüler bevölkern den Platz. Vereinzelte Banner und Schilder werden gehisst, das historische Kopfsteinpflaster bemalt – mit Motiven zum Thema. In einem Protestzug vom nahe gelegenen Gymnasium hat sich die Menge zum Marktplatz bewegt, flankiert von zwei Polizeistreifen. Weil alles so friedlich ist, „sind wir eigentlich nur für die Verkehrssicherheit zuständig“, berichtet der Beamte aus Dieburg. „Friedlich soll es bleiben, unbedingt!“, erklärt eine der beiden Schülerinnen des MPG, die den FFF nach Groß-Umstadt geholt hat, „wir wollen Widerstand vor der Haustür leisten, natürlich gewaltfrei“. Drei Schwerpunkte haben die beiden, die namentlich nicht genannt werden möchten („Wir wollen nicht herausstechen, die Aktion tragen viele mit“), in ihrer Kurzkundgebung herausgestellt: „Wir wollen Politikern zeigen, dass es Zeit zum Handeln ist und man endlich auf die Wissenschaftler hören muss. Und wir wollen den Bürgern zeigen: wir sind da und demonstrieren – direkt vor eurer Haustür.“ Und drittens will man Impulse setzen, die eigene Generation für umweltbewusstes Handeln zu sensibilisieren.

Die Demo lockt interessierte Erwachsene an, Eltern, Politiker – und Lehrer: „Ich bin aber als Privatperson da“, sagt der MPG-Pädagoge Klaus-Peter Düll. Sein Resümee der Aktion: „Dass sich Schüler positionieren und eine Sache einfordern, finde ich super!“ Dass man seitens der Schule, konform den Vorgaben des Hessischen Kultusministerium, das Versäumnis des Unterrichts als unentschuldigtes Fehlen, sprich Schuleschwänzen, wertet, wurde im Vorfeld breit kommuniziert. „Es ist eine Entscheidung der Schüler, ob sie das in Kauf nehmen“, so Düll, der jedoch in Betracht zieht: „Wäre der Streik samstags, wäre der Witz weg.“ Auch der Bundestagsabgeordnete Jens Zimmermann (SPD) macht einen Abstecher auf den Marktplatz. Seine Position: „Ich unterstütze es, wenn Schüler für ihre Ziele auf die Straße gehen“, so der Groß-Umstädter. „Ich habe als Schulsprecher des MPG vor 20 Jahren an gleicher Stelle gestanden, und für eine bessere Bildungspolitik demonstriert.“

FRIDAYS FOR FUTURE

Fridays for Future (Freitage für die Zukunft) ist eine globale Bewegung von Schülern und Studenten, die sich für den Klimaschutz einsetzen. Initiatorin der Bewegung Fridays for Future (FFF) ist die schwedische Schülerin Greta Thunberg. Die damals 15-Jährige verweigerte erstmals im 20. August 2018 den Unterrichtsbesuch, um für eine lebenswerte Zukunft ihrer Generation zu demonstrieren. Inzwischen gibt es FFF weltweit, die Proteste werden von Schülern und Studenten organisiert. Laut Internetplattform Wikipedia sollen am 15. März 2019 weltweit 1.789. 235 junge Menschen am Klimastreik teilgenommen haben.

Im örtlichen Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) haben die Schüler einen starken Partner gefunden, der als Mitinitiator auftritt. Klimaschutz, Ökologie, nachhaltiges Handeln decken sich mit den Vereinszielen des BDP, der in zwei Kinder- und Jugendgruppen diese Ziele pädagogisch transportiert. Auch die Albert-Schweitzer-Gruppe aus Darmstadt ist vor Ort. Francesca Müller hat sich ein rosa Plüschferkel unter den Arm geklemmt: „Wir schützen alle Kinder – auch die Tierkinder.“ Ihr Verein, der sich unter anderem gegen Massentierhaltung einsetzt, möchte eine Umstädter Gruppe aufbauen. Das ist auch das Ziel der FFF-Jugend, die zur ersten Groß-Umstädter Klimademo aufgerufen hat: Vor Ort ein Umweltgremium gründen, das Klima- und Umweltschutz ganz legal in der Schulgemeinde etabliert.

Inzwischen ist das Kopfsteinpflaster vor dem Renaissance-Rathaus mit bunten Kreidebildern überzogen – viele haben so ein individuelles Zeichen gesetzt. Einige Schülerinnen kommen in einen Gewissenskonflikt: „Wir haben jetzt Physik – da müssten wir eigentlich hin.“ Knapp 300 Menschen, es herrscht ein reges Kommen und Gehen, haben die erste Klima-Demo in Umstadt mit Leben gefüllt. „Ich habe eigentlich mehr erwartet“, so der Streifenbeamte. Die zwei Initiatorinnen wollen weiter am Ball bleiben: Es soll nicht der letzte Klimaprotest gewesen sein, sondern erst ein Anfang.



 

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